Nach meinem 19. Geburttag entschloss ich mich, mit meinen
Arbeitskollegen nach Korfu zu fahren.
Zu dritt sassen wir in einem
Fiat Kombi. In Brindisi in Italien angekommen, bestiegen wir ein
grosses Schiff. Unterwegs stürmte es heftig. Riesige Wellen liessen
den Kahn acht Sunden lang stark hin und her schaukeln. Immer noch
grün im Gesicht vor Übelkeit, betraten wir die wunderschöne
Griechische Insel.
Klaus, dem das Auto gehörte, fuhr von der
Laderampe der Fähre herunter und liess uns einsteigen. Kaum im
Hotel angekommen, welches wir von der Schweiz aus gebucht
hatten, begab sich jeder von uns müde in sein Zimmer. Nachdem ich
eine Stunde geschlafen hatte, ging ich hungrig auf die Terasse
hinunter.
Wenig später setzten sich Klaus und Paul neben mich an
den runden Holztisch. Wir assen gierig Moussaka, eine griechische
Spezializät.
Abends gingen wir bei Vollmond im Meer baden.
Tags darauf begab ich mich alleine ins nahe Städtchen, um einige
Kunsthandwerk-Gegenstände zu kaufen. Freudig legte ich die
schönen Sachen in mein Zimmer auf das Bett.
Ich nahm gerade einen kräftigen Schluck aus meiner Kaffeetasse,
draussen vor dem Hotel, da setzte sich ein junger Grieche namens
Estefanos zu mich.
Wir kamen schnell ins Gespräch, da er gut Englisch sprach. Erstaunt
stellten wir fest, dass wir am selben Tag Geburtstag hatten. Als wir
uns freudigen umarmten, erschien Klaus wie aus dem Nichts und
schaute mich wütend an. Ohne ein Worrt zu sagen, lief er
kopfschüttelnd davon. Was war nur mit ihm los?
Kurz darauf verabschiedete ich mich von meinem neuen Bekannten.
Bevor ich die Treppe hinauf ging, hörte ich laute Geräusche. Oben
angekommen stellte ich fest, dass das Klirren und Poltern aus
meinem Zimmer kam. Verwirrt riss ich die Türe auf. Überall lagen
Scherben und zerstörte Andenken, die ich gekauft hatte, am Boden
zerstreut, mittendrin stand Klaus, laut fluchend.
Entsetzt rief ich:“Klaus! Warum hast du das getan?“ Ohne mir zu
antworten, kehrte er mir den Rücken zu. In diesem Augenblick
stürmte Paul ins Zimmer. Er packte mich unsanft von hinten an den
Armen. Bevor ich mich wehren konnte, gab mir Klaus eine heftige
Ohrfeige auf die linke und rechte Wange. Wütend schlug ich Paul mit
voller Wucht den linken Fuss zwischen die Beine. Er schrie auf und
rannte fluchend davon. „Was fällt dir ein, du Schlampe, in meiner
Gegenwart mit fremden Typen zu flirten!“ lamtentierte Klaus giftig,
bevor er erneut den rechten Arm hob, um nochmals zuzuschlagen.
In
diesem Moment öffnete sich die Türe und Estefanos betrat mit einem
Polizisten an seiner Seite mein Zimmer. „Lassen sie sofort diese Frau
in Ruhe!“ rief der Mann mittleren Alters, in einer dunklen Uniform.
Klaus hob die Hände in die Höhe und verliess fluchtartig den Raum.
„Das ist mein Onkel Achilles, er wird dich vor diesen zwei Männern
beschützen.“ flüsterte mir Estefanos mit liebevoller Stimme ins Ohr.
„Kommen sie, setzen sie sich aufs Bett.“ sagte Achilles freundlich und
streichelte sanft meine roten Wangen, dabei sprach er mir Mut zu.
Dann verliess er eilig mein Zimmer.
Als meie Tränen endlich versiegt
waren, nahm mich Estefanos am Arm und wir begaben uns hinunter
zu Achilles, der vor seinem Polizeiauto stand. Etwas triumpfierend
erzählte er mir: „Nun bist du diese Kerle los! Sie haben das Weite
gesucht, als ich ihnen vor wenigen Minuten die Hölle heiss gemacht
habe!“ Erstaunt, dass dieser Grieche meine Sprache sprach, drehte
ich fragend den Kopf zu Estefanos. Die beiden Männer sprachen kurz
Griechisch miteinander, was ich leider nicht verstand. „Meine Mutter
ist Schweizerin, darum habe ich alles, was der langhaarige
Aufschneider zu dem rothaarigen Hühnen über dich gesagt hat,
verstanden. Nimm dich in acht vor den Beiden, die stehen auf dich,“
klärte mich Achilles auf. Das konnte doch nicht wahr sein!
Später als
sich meine beiden Retter von mir verabschiedet hatten, stellte ich
erleichtert fest, dass meine Arbeitskollegen tatsächlich
verschwunden waren, denn ihre Zimmer wurden von einer Frau
gereinigt.
Ich machte die ganze Nacht kein Auge zu. Wen wunderts?!
Achilles betrat am nächsten Morgen den Frühstücksraum im Hotel.
Er begrüsste mich freundlich. „Komm Jolanda, wir machen eine kleine
Wanderung.“ sagte er aufmunternd.
Erfreut begleitete ich ihn den
steilen Hang hinauf. Anfangs ging es mir gut. Doch dann setzt mir die
Hitze immer mehr zu. Müde setzte ich mich auf einen Stein. Erstaunt
sah ich, wie Achilles von einem Busch einige grüne Blätter abriss und
sie mir in den Mund steckte. Kurz darauf war ich wieder fit wie ein
Turnschuh. Was das wohl für eine Pflanze war?
Oben angekommen, setzten wir uns auf die Terasse eines
wunderschönen Restaurants, wo sie uns sofort Souvlaki, einen
gegrillten Fleischspiess mit frischem Brot servierten. Das schmeckte
einfach köstlich. Dann kamen einige Männer in Trachten und
begannen Sirtaki zu tanzen. Bevor ich mich versah, hatten sie mich in
ihren Kreis aufgenommen.
Nachmittags durfte ich nicht daran denken, diesen steilen Abhang
hinunter zu laufen. Da sagte Achilles: „Schau, da draussen ist mein
Arbeitkollege mit dem Polizeiauto. Er wir uns ins Tal hinunter
bringen.“ Glücklich stieg ich hinten ins Fahrzeug und genoss diese
Fahrt, wie noch nie eine zuvor.
„Komm, Jolanda, ich muss dir etwas zeigen.“ sagte Achilles
geheimnisvoll,kaum waren wir unten angelangt. Gemeinsam
betraten wir den weiten Strand am Meer.
Ich traute meinen Augen
kaum! Da sassen doch tatsächlih Klaus und Paul auf roten
Klappstühlen. Als sie mich erblickten, rannten sie auf mich zu: “Wir
müssen uns bei dir entschuldigen, Jolanda!“ rief Klaus. „Ich weiss
nicht was in uns gefahren ist, als wir dich so schlecht behandelten.“
sagte Paul verlegen. „Nimm bitte die Enschldigung an, meine Liebe,
und dann folge mir zum Polizeiwagen.“ sagte Achilles und ging mit
grossen Schritten davon.
Irritiert winkte ich den Beiden zu und fogte Estefanos Onkel. „Was
hat das zu bedeuten?“ fragte ich ungläubig. „Wir haben die beiden
gestern am Hafen festgenommen und sie über Nacht eingesperrt. Ich
habe ihnnen klar gemacht, was ihnen passiert, wenn dass was sie dir
gestern angetan haben nochmals vorkommt, ob hier oder in der
Schweiz. Diese Lümmel werden dich nie mehr belästigen, wenn doch,
was ich nicht glaube, rufst du mich an.“
Er überreichte mir seine
Visitenkarte, die ich glücklich in meine Tasche steckte.
Tags darauf brachten mich Achilles und sein Neffe Estefanos zum
Flughafen, wo ich das Flugzeug bestieg, das mich nach Zürich brachte. |