Adler
 
20 - Eine Reise nach Korfu
 

Korfu

Nach meinem 19. Geburttag entschloss ich mich, mit meinen Arbeitskollegen nach Korfu zu fahren.

Zu dritt sassen wir in einem Fiat Kombi. In Brindisi in Italien angekommen, bestiegen wir ein grosses Schiff. Unterwegs stürmte es heftig. Riesige Wellen liessen den Kahn acht Sunden lang stark hin und her schaukeln. Immer noch grün im Gesicht vor Übelkeit, betraten wir die wunderschöne Griechische Insel.

Klaus, dem das Auto gehörte, fuhr von der Laderampe der Fähre herunter und liess uns einsteigen. Kaum im Hotel angekommen, welches wir von der Schweiz aus gebucht hatten, begab sich jeder von uns müde in sein Zimmer. Nachdem ich eine Stunde geschlafen hatte, ging ich hungrig auf die Terasse hinunter.

Wenig später setzten sich Klaus und Paul neben mich an den runden Holztisch. Wir assen gierig Moussaka, eine griechische Spezializät. Abends gingen wir bei Vollmond im Meer baden.

Tags darauf begab ich mich alleine ins nahe Städtchen, um einige Kunsthandwerk-Gegenstände zu kaufen. Freudig legte ich die schönen Sachen in mein Zimmer auf das Bett. Ich nahm gerade einen kräftigen Schluck aus meiner Kaffeetasse, draussen vor dem Hotel, da setzte sich ein junger Grieche namens Estefanos zu mich. Wir kamen schnell ins Gespräch, da er gut Englisch sprach. Erstaunt stellten wir fest, dass wir am selben Tag Geburtstag hatten. Als wir uns freudigen umarmten, erschien Klaus wie aus dem Nichts und schaute mich wütend an. Ohne ein Worrt zu sagen, lief er kopfschüttelnd davon. Was war nur mit ihm los?

Kurz darauf verabschiedete ich mich von meinem neuen Bekannten. Bevor ich die Treppe hinauf ging, hörte ich laute Geräusche. Oben angekommen stellte ich fest, dass das Klirren und Poltern aus meinem Zimmer kam. Verwirrt riss ich die Türe auf. Überall lagen Scherben und zerstörte Andenken, die ich gekauft hatte, am Boden zerstreut, mittendrin stand Klaus, laut fluchend. Entsetzt rief ich:“Klaus! Warum hast du das getan?“ Ohne mir zu antworten, kehrte er mir den Rücken zu. In diesem Augenblick stürmte Paul ins Zimmer. Er packte mich unsanft von hinten an den Armen. Bevor ich mich wehren konnte, gab mir Klaus eine heftige Ohrfeige auf die linke und rechte Wange. Wütend schlug ich Paul mit voller Wucht den linken Fuss zwischen die Beine. Er schrie auf und rannte fluchend davon. „Was fällt dir ein, du Schlampe, in meiner Gegenwart mit fremden Typen zu flirten!“ lamtentierte Klaus giftig, bevor er erneut den rechten Arm hob, um nochmals zuzuschlagen.

In diesem Moment öffnete sich die Türe und Estefanos betrat mit einem Polizisten an seiner Seite mein Zimmer. „Lassen sie sofort diese Frau in Ruhe!“ rief der Mann mittleren Alters, in einer dunklen Uniform. Klaus hob die Hände in die Höhe und verliess fluchtartig den Raum. „Das ist mein Onkel Achilles, er wird dich vor diesen zwei Männern beschützen.“ flüsterte mir Estefanos mit liebevoller Stimme ins Ohr. „Kommen sie, setzen sie sich aufs Bett.“ sagte Achilles freundlich und streichelte sanft meine roten Wangen, dabei sprach er mir Mut zu. Dann verliess er eilig mein Zimmer.

Als meie Tränen endlich versiegt waren, nahm mich Estefanos am Arm und wir begaben uns hinunter zu Achilles, der vor seinem Polizeiauto stand. Etwas triumpfierend erzählte er mir: „Nun bist du diese Kerle los! Sie haben das Weite gesucht, als ich ihnen vor wenigen Minuten die Hölle heiss gemacht habe!“ Erstaunt, dass dieser Grieche meine Sprache sprach, drehte ich fragend den Kopf zu Estefanos. Die beiden Männer sprachen kurz Griechisch miteinander, was ich leider nicht verstand. „Meine Mutter ist Schweizerin, darum habe ich alles, was der langhaarige Aufschneider zu dem rothaarigen Hühnen über dich gesagt hat, verstanden. Nimm dich in acht vor den Beiden, die stehen auf dich,“ klärte mich Achilles auf. Das konnte doch nicht wahr sein!

Später als sich meine beiden Retter von mir verabschiedet hatten, stellte ich erleichtert fest, dass meine Arbeitskollegen tatsächlich verschwunden waren, denn ihre Zimmer wurden von einer Frau gereinigt. Ich machte die ganze Nacht kein Auge zu. Wen wunderts?! Achilles betrat am nächsten Morgen den Frühstücksraum im Hotel. Er begrüsste mich freundlich. „Komm Jolanda, wir machen eine kleine Wanderung.“ sagte er aufmunternd.

Erfreut begleitete ich ihn den steilen Hang hinauf. Anfangs ging es mir gut. Doch dann setzt mir die Hitze immer mehr zu. Müde setzte ich mich auf einen Stein. Erstaunt sah ich, wie Achilles von einem Busch einige grüne Blätter abriss und sie mir in den Mund steckte. Kurz darauf war ich wieder fit wie ein Turnschuh. Was das wohl für eine Pflanze war?

Oben angekommen, setzten wir uns auf die Terasse eines wunderschönen Restaurants, wo sie uns sofort Souvlaki, einen gegrillten Fleischspiess mit frischem Brot servierten. Das schmeckte einfach köstlich. Dann kamen einige Männer in Trachten und begannen Sirtaki zu tanzen. Bevor ich mich versah, hatten sie mich in ihren Kreis aufgenommen.

Nachmittags durfte ich nicht daran denken, diesen steilen Abhang hinunter zu laufen. Da sagte Achilles: „Schau, da draussen ist mein Arbeitkollege mit dem Polizeiauto. Er wir uns ins Tal hinunter bringen.“ Glücklich stieg ich hinten ins Fahrzeug und genoss diese Fahrt, wie noch nie eine zuvor. „Komm, Jolanda, ich muss dir etwas zeigen.“ sagte Achilles geheimnisvoll,kaum waren wir unten angelangt. Gemeinsam betraten wir den weiten Strand am Meer.

Ich traute meinen Augen kaum! Da sassen doch tatsächlih Klaus und Paul auf roten Klappstühlen. Als sie mich erblickten, rannten sie auf mich zu: “Wir müssen uns bei dir entschuldigen, Jolanda!“ rief Klaus. „Ich weiss nicht was in uns gefahren ist, als wir dich so schlecht behandelten.“ sagte Paul verlegen. „Nimm bitte die Enschldigung an, meine Liebe, und dann folge mir zum Polizeiwagen.“ sagte Achilles und ging mit grossen Schritten davon.

Irritiert winkte ich den Beiden zu und fogte Estefanos Onkel. „Was hat das zu bedeuten?“ fragte ich ungläubig. „Wir haben die beiden gestern am Hafen festgenommen und sie über Nacht eingesperrt. Ich habe ihnnen klar gemacht, was ihnen passiert, wenn dass was sie dir gestern angetan haben nochmals vorkommt, ob hier oder in der Schweiz. Diese Lümmel werden dich nie mehr belästigen, wenn doch, was ich nicht glaube, rufst du mich an.“

Er überreichte mir seine Visitenkarte, die ich glücklich in meine Tasche steckte. Tags darauf brachten mich Achilles und sein Neffe Estefanos zum Flughafen, wo ich das Flugzeug bestieg, das mich nach Zürich brachte.